Gastroenterologie Berufsanfang

Interview mit Benjamin Reufsteck

Jahrgang 1986
Assistenzarzt am Universitätsklinikum Halle/Saale
Verheiratet

In welchem Umfeld arbeitest du (universitär/peripher/Praxis) und aus welchen Gründen hast du dich hierfür entschieden?

Ich habe mich für die Ausbildung an einem Universitätsklinikum entschieden, um in den ersten Berufsjahren ein möglichst breites Spektrum an Krankheitsbildern und Interventionstechniken kennenzulernen und in hochspezialisierte andere Bereiche der Inneren Medizin rotieren zu können. Auch die Möglichkeit in Forschung und Lehre mitzuwirken waren initiale Gründe – ich habe hierzu eine Anstellung mit 75% klinischer Tätigkeit und 25% Arbeit in der Lehre begonnen.

 

Wie waren deine ersten Wochen in der Klinik? Wie hast du dich darauf vorbereitet? Was würdest du retrospektiv anders machen? Welcher Support von älteren Kollegen ist in der ersten Zeit hilfreich?

In den ersten Wochen war ich vollkommen überfordert mit der Menge an Arbeit. Vorbereitet hatte ich mich vor allem inhaltlich, Probleme gemacht haben mir dann aber insbesondere administrative Skills wie die gleichzeitige Betreuung mehrerer PatientInnen, die Organisation des Tagesablaufs, die oft komplizierten innerbetrieblichen Abläufe und das praktische Handling von Notfallsituationen. Nicht existent war leider ein strukturiertes Feedback, das mir geholfen hätte, meinen Einarbeitungsstand einzuschätzen.

 

Gibt es ein „Survival-Kit“ für die erste Zeit? Was muss man unbedingt wissen/können und womit kann man sich noch ein bisschen Zeit lassen?

Aus meiner Sicht muss es in den ersten Monaten eine strukturierte Einarbeitung geben. Das bedeutet, dass die zu vermittelnden Inhalte nicht der Initiative einarbeitender ÄrztInnen obliegt, sondern einem standardisierten Einarbeitungskatalog folgt. Zusätzlich halte ich auch Fortbildungen für sinnvoll, in denen gezielt klinische Problemsituationen (z. B. Notfallszenarien) geübt und organisatorische Herausforderung besprochen werden. Das Dorothea-Erxleben-Lernzentrum unserer medizinischen Fakultät hat hierzu einen dreitägigen praktischen Assistenzarztkurs entwickelt, wo die im Rahmen einer quantitativen Bedarfsanalyse ermittelten „Baustellen“ junger KollegInnen behandelt werden.

Die Einarbeitungsinhalte sollten nicht der Initiative einarbeitender ÄrztInnen obliegen, sondern einem standardisierten Einarbeitungskatalog folgen.

Wie lange hast du gebraucht, bis du das Gefühl hattest, wirklich angekommen und am richtigen Ort zu sein? Was hat dir geholfen dich einzugewöhnen?

Ich fand, dass es nach drei Monaten sichtbar besser wurde. Komplett eingearbeitet habe ich mich aber erst nach etwa einem Jahre gefühlt. Geholfen hat mit dabei ein guter Kontakt mit meinen assistenzärztlichen KollegInnen, wo auch die Schwierigkeiten auf Augenhöhe besprochen werden können.

 

Wie bringst du deine persönlichen Weiterbildungsziele mit den Zielen deiner Klinik in Einklang?

An meine persönlichen Weiterbildungsziele kann ich überhaupt nur dann denken, wenn meine Arbeit mir dafür Zeit gibt. In Situationen großer Überforderung denke ich bei der Arbeit ans Überleben und nach der Arbeit an die sozialen Defizite in meinem nichtberuflichen Leben. Es muss also eine Situation geschaffen werden, in der ich nicht regelhaft Überstunden mache. Unterstützend für die Entwicklung persönlicher Weiterbildungsziele gibt es in unserer Klinik regelmäßige Evaluationsgespräche mit unserem Chef. Diese dürften aus meiner Sicht deutlich engmaschiger auch mit den fach- bzw. oberärztlichen KollegInnen stattfinden.

@ 2023
Ein Interview von Philipp Heumann & Sophia Scherm